04.05.2020
Das „Lavendel“ der Bahnhofsmission schließt Lücke im sozialen Netz für Frauen in Not

Mit dem „Lavendel“ kann die Bahnhofsmission München seit April Frauen in akuten Notlagen eine Übernachtungsmöglichkeit bieten, sie mit dem Notwendigsten versorgen und pädagogisch beraten und betreuen. Die Bahnhofsmission München ist die niedrigschwelligste soziale Einrichtung in München. Sie ist rund um die Uhr geöffnet – an 365 Tagen im Jahr. Der Schutzraum der Bahnhofsmission steht Reisenden sowie allen Frauen – und bei Bedarf auch ihren Kindern – in sozialen Schwierigkeiten oder Krisen zur Verfügung. Für Frauen in Not ist die Bahnhofsmission nachts oft der einzige Ort, an dem sie aufgenommen werden. Schon lange bietet die Bahnhofsmission München diesen Frauen Schutz und Ruhe in den Nachtstunden zwischen 21:30 Uhr und 07:00 Uhr sowie ein Clearinggespräch am nächsten Morgen. Im Jahr 2019 gab es 1212 Übernachtungen in der Bahnhofsmission, davon 123 Kinder. Bettina Spahn, Leiterin der Katholischen Bahnhofsmission im München erklärt: „Frauen in Notlagen und Umbruchsituationen sowie Frauen, die seelisch oder körperlich sehr krank und instabil sind, können nicht mehr die nötigen selbstständigen Schritte gehen, um ihre Situation zu verbessern.“ Diese Frauen brauchen eine sichere Übernachtungsmöglichkeit, einen
Tagesaufenthalt, sowie die Sorge um ihre Grundbedürfnisse wie Hygiene, Essen und Kleidung. Spahn ist überzeugt: „Erst wenn das gewährleistet wird, ist pädagogische Arbeit sinnvoll und möglich, in der wir gemeinsam mit den Frauen die Situation klären, sie beraten und zu weiteren Einrichtungen vermitteln, die ihnen langfristig helfen.“
Ihre Kollegin Barbara Thoma, Leiterin der Evangelischen Bahnhofsmission, unterstreicht: „Diese Arbeit ist mit dem Regelangebot der Bahnhofsmission München nur teilweise leistbar. Es war daher dringend notwendig, die bestehende Lücke zu füllen.“ Das soziale Hilfesystem werde nun ergänzt und gleichzeitig entlastet; das neue Angebot tritt nicht in Konkurrenz zu bereits bestehenden niedrigschwelligen Angeboten. Ihre Kollegin Spahn ergänzt: „Seit Anfang April können wir in einer fußläufig zur Bahnhofsmission gelegenen Pension ein Vierbettzimmer für die in Not geratenen Frauen zur Verfügung stellen.“ Ein zusätzliches Kontingent von 20 pädagogischen Stunden ermögliche eine intensivere Betreuung und Begleitung in der Stabilisierungs- und Klärungsphase sowie die Zusammenarbeit mit kooperierenden Einrichtungen. Spahn und Thoma sind froh, dass die notwendigen Mittel zur Verfügung gestellt wurden und bedanken sich bei der Erzdiözese München und Freising für die zweijährige Finanzierung des Angebots. Gefreut hat die beiden Leiterinnen auch, dass
die Stiftung München die Innenausstattung bezahlt hat und dass viele Spenderinnen und Spender bereits zweckgebundene Mittel für die neue Unterbringungseinrichtung zur Verfügung gestellt haben.